Beitrag vom 30. Juli 2024

Blick in eine nachhaltige Zukunft: Details zum 1.100 km langen Verteilnetz für grünen Wasserstoff

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Zukunft Grüner Wasserstoff © Jeremy Bishop

Mitteldeutschland steht vor einer revolutionären Entwicklung: die Planung eines 1.100 km langen Verteilnetzes für grünen Wasserstoff. Diese ehrgeizige Initiative, die Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen umspannt, verspricht eine nachhaltige Transformation der Region und setzt neue Maßstäbe für die Energieversorgung der Zukunft.

Rasanter Anstieg der Nachfrage und Erzeugung

Die Studie „Wasserstoffnetz Mitteldeutschland 2.0“ prognostiziert eine signifikante Steigerung der Nachfrage nach grünem Wasserstoff bis zum Jahr 2040. Basierend auf detaillierten Bedarfsabfragen und Flächenpotenzialanalysen wird erwartet, dass der Wasserstoffbedarf in den Sektoren Industrie, Gewerbe, Handel und Dienstleistungen, Haushalte, Energiewirtschaft und Mobilität bis 2030 auf bis zu 39 Terawattstunden (TWh) ansteigt und sich bis 2040 auf 88 TWh mehr als verdoppelt. Besonders die Industrie und Energiewirtschaft werden mit jeweils über einem Drittel des Gesamtbedarfs eine zentrale Rolle spielen.

Parallel zur steigenden Nachfrage wächst auch das Potenzial für die lokale Erzeugung von grünem Wasserstoff. Die Studie prognostiziert für 2030 eine Elektrolyseleistung von 2,9 bis 3,7 Gigawatt (GW), die bis 2040 auf beeindruckende 7,1 bis 11,0 GW anwachsen soll.

Diese Entwicklung wird durch den fortschreitenden Ausbau erneuerbarer Energien in Mitteldeutschland unterstützt. Im moderaten Szenario der Studie soll die installierte Leistung der Windenergie bis 2040 um den Faktor 6 auf rund 34 GW und die Freiflächen-Photovoltaik um den Faktor 8 auf 23 GW ansteigen. Damit kann ein Drittel des regionalen Wasserstoffbedarfs aus inländischer Erzeugung gedeckt werden.

Vernetzung von Produzenten und Verbrauchern

Um die Erzeuger und Verbraucher von grünem Wasserstoff effektiv miteinander zu verbinden, wird ein umfassendes Verteilnetz geplant. Das Wasserstoffnetz Mitteldeutschland soll 42 Leitungsabschnitte mit einer Gesamtlänge von 1.100 km umfassen und 79 gemeldete Anschlusspunkte verbinden. Eine stufenweise Umsetzung des Netzes ist für die Jahre 2030, 2035, 2040 und 2045 vorgesehen, wobei 51 Prozent der Trasse durch die Umstellung bereits vorhandener Erdgasleitungen realisiert werden sollen. Dies ermöglicht eine signifikante Reduzierung der Kosten und Planungszeiträume. Die Gesamtinvestitionen für das Netz belaufen sich auf rund eine Milliarde Euro, was eine Einsparung von 41 Prozent gegenüber einem kompletten Neubau darstellt.

Ein Gemeinschaftsprojekt von großer Tragweite

Die Studie „Wasserstoffnetz Mitteldeutschland 2.0“ ist das Ergebnis einer einzigartigen Zusammenarbeit von 54 privatwirtschaftlichen und öffentlichen Partnern aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Darunter befinden sich 13 Netzbetreiber, 29 Bedarfsträger und Erzeuger sowie 12 Unterstützer. Diese breite Partnerschaft unterstreicht das enorme Interesse und Engagement in der Region für den Aufbau einer nachhaltigen Wasserstoffinfrastruktur.

Jörn-Heinrich Tobaben, Geschäftsführer der Europäischen Metropolregion Mitteldeutschland, betont:

„Mit der Studie haben wir Quellen und Senken für grünen Wasserstoff in der Region in bisher nicht erreichter Qualität und Umfang erhoben sowie eine sehr konkrete und realistisch dimensionierte Zielnetzplanung vorgelegt. Möglich wurde dies durch die deutschlandweit einmalige, rein privatwirtschaftliche Finanzierung und die enge Zusammenarbeit von 54 Studienpartnern. Das zeigt eindrucksvoll: Mitteldeutschland ist H2-ready.“

Dr. Joachim Wicke, Vorstandsvorsitzender des HYPOS e.V., fügt hinzu:

„Die ab 2027 startenden Elektrolyse-Standorte entlang der ersten Ausbaustufe des Nationalen Wasserstoff-Kernnetzes in der Region zeigen: Für weitere Investitionsentscheidungen auf der Erzeuger- und Nachfragerseite von grünem Wasserstoff im industriellen Maßstab brauchen wir zeitnah eine leitungsgebundene, großflächige Infrastruktur. Bei allen anderen kritischen Erfolgsfaktoren wie der Grünstromverfügbarkeit, industriellen Wasserstoffnachfrage und innovativen Geschäftsmodellen rund um grünen Wasserstoff ist Mitteldeutschland bereits heute gut aufgestellt.“

Positive Auswirkungen auf die Region

Die Etablierung des Wasserstoff-Verteilnetzes wird nicht nur die klimafreundliche Energieversorgung der regionalen Unternehmen sicherstellen, sondern auch zusätzliche Wertschöpfung in der Region generieren. Gert Müller-Syring, Geschäftsführer und Sprecher der Geschäftsleitung der DBI Gas- und Umwelttechnik GmbH, hebt hervor:

„Die vorgelegten Zahlen belegen das enorme Potenzial und die dynamische Entwicklung bei der Nachfrage und Erzeugung von grünem Wasserstoff in Mitteldeutschland. Durch die entsprechende Infrastruktur kann nicht nur die Energieversorgung gesichert, sondern auch die regionale Wirtschaft gestärkt werden.“

Zukunftsperspektiven und Erweiterungspotenzial

Die Zielnetzplanung für das regionale Wasserstoff-Verteilnetz umfasst über 30 Landkreise und damit große Teile von Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Dr. Ulf Kreienbrock, Geschäftsleiter der INFRACON Infrastruktur Service GmbH & Co. KG, betont: „Damit ist die planerische Voraussetzung für die Anbindung des Wirtschaftsstandortes Mitteldeutschlands an das nationale Wasserstoffkernnetz geschaffen. Bereits jetzt zeichnet sich darüber hinaus ein großes Interesse an einer Ausweitung des Untersuchungsraumes auf bisher nicht erfasste Teilregionen in einer dritten Auflage der Studie ab.“

Mitteldeutschland steht mit der Planung des 1.100 km langen Wasserstoff-Verteilnetzes an der Spitze einer nachhaltigen Energiewende. Die ambitionierten Pläne und die starke Partnerschaft in der Region unterstreichen das enorme Potenzial und die Bereitschaft, eine grüne Zukunft zu gestalten. Mit dieser Initiative setzt Mitteldeutschland ein starkes Zeichen für eine klimafreundliche und wirtschaftlich prosperierende Zukunft. Die Region ist bereit, die Chancen des grünen Wasserstoffs zu nutzen und als Vorreiter für nachhaltige Energielösungen zu agieren.

Verfasst von Redaktion

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