Beitrag vom 04. Juni 2025
Regionalkonferenz „Modellprojekte Smart Cities“ in Halle (Saale)
- Thema: Smart Cities
- Verfasst von Redaktion

Ausgebucht: Die 22. Regionalkonferenz "Modellprojekte Smart Cities" im MMZ Halle © Markus Vocke / Investvision
Am 3. Juni 2025 war Halle (Saale) als Modellprojektstadt Austragungsort der 22. Smart-City-Regionalkonferenz Deutschlands – und wurde für einen Tag zum Zentrum digitaler Stadtentwicklung. Zahlreiche Gäste aus Kommunen, Wissenschaft, Zivilgesellschaft und Verwaltung kamen im Mitteldeutschen Multimediazentrum (MMZ) zusammen, um über die Zukunft des digitalen Raums zu diskutieren – praxisnah, dialogorientiert und mit Blick auf konkrete Transformationsprozesse in Stadt und Region. Das Motto der Konferenz lautete: „Brücken bauen, Netzwerke nutzen“ – und das wurde vor Ort nicht nur formuliert, sondern sichtbar gelebt.
Die bereits früh völlig ausgebuchte und vom Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB) sowie der Koordinierungs- und Transferstelle (KTS) Modellprojekte Smart Cities ausgerichtete Veranstaltung war eingebettet in das bundesweite Förderprogramm „Modellprojekte Smart Cities“ und bot zahlreiche Anknüpfungspunkte für Kommunen aller Größen – von Metropolregionen bis zu ländlichen Räumen. Die Stadt Halle nutzte die Gelegenheit, nicht nur eigene Vorhaben zu präsentieren, sondern sich auch als Brückenbauerin zwischen Regionen, zwischen Stadtentwicklung und Digitalisierung, zwischen Bürgerinteressen und Technologietrends zu zeigen.
Halle als Smart-City-Modellstadt: Ein Zukunftsbild nimmt Gestalt an
Seit ihrer Aufnahme in die zweite Staffel der „Modellprojekte Smart Cities“ im Jahr 2021 treibt Halle (Saale) mit Nachdruck die Digitalisierung städtischer Infrastrukturen, Verwaltungsprozesse und Lebensräume voran. Im Zentrum steht dabei nicht nur der technologische Fortschritt, sondern vor allem ein zukunftsorientiertes Stadtverständnis: Digitalisierung soll dem Gemeinwohl dienen, Teilhabe stärken und lokale Identität fördern.
Das digitale Stadtentwicklungskonzept Halles – der sogenannte „Smart-City-Strategierahmen“ – wurde in einem breit angelegten Beteiligungsprozess entwickelt. Es verknüpft Digitalisierung mit räumlicher Planung, Mobilitätswende, nachhaltiger Energieversorgung, sozialer Integration und Verwaltungsmodernisierung. Die Regionalkonferenz bot nun eine Bühne, um erste Ergebnisse sichtbar zu machen und Erfahrungen mit anderen Städten zu teilen – u. a. mit Gästen aus Wolfsburg und dem gesamten mitteldeutschen Raum.
Dabei wurde deutlich: Halle nutzt seine mittlere Größe als Stärke. Als überschaubare, aber hochdynamische Stadt gelingt es, Innovationen schnell zu erproben, Rückmeldungen aufzunehmen und Prozesse flexibel anzupassen. Das macht Halle zum Reallabor – nicht nur für technische Pilotprojekte, sondern für neue Formen der Governance im digitalen Zeitalter.
Die Rolle Halles im nationalen Smart-City-Diskurs
Der Anspruch der Konferenz war klar formuliert: Die Smart-City-Strategien der Kommunen sind keine Einzelprojekte, sondern Teil eines größeren gesellschaftlichen und politischen Auftrags. Städte wie Halle übernehmen dabei eine neue Rolle – als Plattformen für Kooperation, als Andockpunkte für Forschung und Wirtschaft, als Impulsgeberinnen für benachbarte Regionen.



Oberbürgermeister Dr. Alexander Vogt betonte in seinem Grußwort die Notwendigkeit, Smart City nicht als reines Technikprojekt zu verstehen und auch andere Kommunen zu beteiligen: „Wir haben einen großen Nachholbedarf, um smart zu denken und die IT einzubinden.“ Gleichzeitig zeigte er sich optimistisch und betonte die Vorreiterrolle Halles in der digitalen Stadtentwicklung: „Ich bin stolz, dass wir mit unserem Smart City-Projekt ein Leuchtturm in der Region sind.“
Ziel müsse es sein, Erfahrungen und Werkzeuge auch mit anderen Kommunen zu teilen – insbesondere mit denen, die keine direkte Förderung erhalten. Halle wolle zeigen, was möglich ist, wenn man Innovation konsequent denkt. Diese Haltung spiegelt sich auch im Halle-spezifischen Strategierahmen wider, der bewusst auf partizipative Strukturen, digitale Souveränität und sektorenübergreifende Vernetzung setzt.
Die Konferenz förderte den Dialog auf Augenhöhe – zwischen Kommunalvertreter:innen und Wissenschaft, zwischen Verwaltung und Bürgerschaft, zwischen Pionierstädten und Nachzüglern. In Impulsvorträgen, Panels und Workshops wurden nicht nur Best-Practice-Beispiele vorgestellt, sondern auch Herausforderungen benannt – etwa beim Aufbau interoperabler Datenplattformen, bei der Sicherung von Fachkräften oder der Integration smarter Technologien in bestehende Stadtstrukturen.
Impulse aus der Praxis: Wie Modellkommunen voneinander lernen
Eines der zentralen Ziele der Regionalkonferenzen im Rahmen der „Modellprojekte Smart Cities“ ist der wechselseitige Wissenstransfer. Die 22. Ausgabe in Halle wurde diesem Anspruch in besonderem Maße gerecht: So waren etwa Vertreterinnen aus Wolfsburg zu Gast und präsentierten ihre Strategien, Erfahrungswerte und Umsetzungsstände.
Was sich zeigte: Trotz unterschiedlicher Rahmenbedingungen und Prioritäten stehen viele Kommunen vor vergleichbaren Herausforderungen – etwa der Koordination über Verwaltungsgrenzen hinweg, der Etablierung nachhaltiger Datenplattformen oder der praktischen Umsetzung digitaler Bürgerbeteiligung.
Gerade hier entstanden auf der Konferenz fruchtbare Vernetzungsmomente: Die Teilnehmenden tauschten sich intensiv über konkrete Projektstrukturen, organisatorische Schnittstellen und Förderbedingungen aus – oft mit direktem Bezug zur eigenen kommunalen Realität.
Halle fungierte dabei nicht nur als Gastgeber, sondern auch als aktive Impulsgeberin. Die Stadt zeigte u. a., wie digitale Tools genutzt werden können, um Planungsprozesse transparenter zu gestalten und urbane Entwicklung mit zivilgesellschaftlichen Perspektiven zu verbinden. Sichtbar wurde dabei: Der Erfolg smarter Stadtentwicklung misst sich nicht an der Zahl der Sensoren – sondern an der Qualität der Prozesse, der Wirksamkeit im Alltag und der Anschlussfähigkeit über Sektoren und Städte hinweg.
HALPlan: Mit Strategie zur digitalen Stadt von morgen
Ein zentrales Element der Halleschen Smart-City-Aktivitäten ist der sogenannte HALPlan – das strategische Steuerungsinstrument der Stadt für ihre digitale Transformation. Entwickelt im Rahmen des Förderprogramms „Modellprojekte Smart Cities“, bildet der HALPlan die verbindliche Grundlage für alle Digitalisierungsmaßnahmen bis 2030. Er vereint Vision, Maßnahmen und Indikatoren in einem flexiblen, aber klar strukturierten Handlungsrahmen – mit dem Ziel, Digitalisierung zielgerichtet, gemeinwohlorientiert und nachhaltig in die Stadtentwicklung zu integrieren.
Im HALPlan werden nicht nur Projekte beschrieben, sondern auch Prozesse und Prinzipien definiert: Bürgerzentrierung, Nachhaltigkeit, Datenethik und sektorübergreifende Kooperation sind zentrale Leitlinien. Der Plan schafft damit Orientierung – intern wie extern. Er ermöglicht der Stadtverwaltung, digitalpolitische Maßnahmen effizient zu priorisieren, Fortschritte systematisch zu evaluieren und Beteiligung kontinuierlich zu verankern. Gleichzeitig macht er Halles Digitalstrategie nachvollziehbar für Politik, Wirtschaft und Öffentlichkeit – und zeigt: Hier wird nicht nur digitalisiert, sondern strategisch gedacht.
„Mit jeder Visualisierung steigt auch die Akzeptanz in der Bevölkerung“, betonte Dr. Vogt und verwies auf konkrete Großprojekte in Halle, bei denen der HAL-Plan zum Einsatz kommen kann: das RAW-Gelände, das Zukunftszentrum am Riebeckplatz sowie der geplante Bildungscampus in Halle-Neustadt. Der Nutzen geht jedoch weit über die Stadtgrenzen hinaus. Bereits zwölf weitere Kommunen nutzen den HAL-Plan – darunter auch die Landeshauptstadt Magdeburg.
Halle als Schnittstelle zwischen Strukturwandel und Digitalisierung
Dass die Regionalkonferenz ausgerechnet in Halle stattfand, ist kein Zufall. Die Stadt steht exemplarisch für eine Region, in der Strukturwandel und Digitalisierung nicht isolierte Prozesse sind, sondern sich gegenseitig bedingen. Als ehemalige Industriestadt in einer sich transformierenden Revierregion setzt Halle gezielt auf Zukunftstechnologien, nachhaltige Stadtentwicklung und den Aufbau intelligenter Infrastrukturen – u. a. im Umfeld des Hauptbahnhofs, auf dem RAW-Gelände oder im Cyber-Quartier rund um den Riebeckplatz.
Die Verknüpfung von Smart City und Strukturwandel wurde auch auf der Konferenz thematisiert – etwa mit Blick auf neue Berufsbilder, Requalifizierung und datenbasierte Planung. Die Modellprojekte leisten hier Pionierarbeit: Sie zeigen, wie digitale Planungstools helfen können, Fördermittel strategisch zu steuern, urbane Daten nutzbar zu machen und Entscheidungsprozesse faktenbasiert und nachvollziehbar zu gestalten.
Für Halle bedeutet dies: Der digitale Wandel wird nicht aufgesetzt, sondern von den konkreten Herausforderungen und Potenzialen der Stadtentwicklung her gedacht. Das macht die Smart-City-Strategie anschlussfähig für benachbarte Städte, ländliche Räume und Regionen, die vor ähnlichen Übergängen stehen. Halle ist damit auch ein Modell für kooperative, territoriale Transformation – zwischen Stadt und Land, zwischen Innovation und Identität.
Den Nutzen des digitalen Wandels dem Gemeinwohl voranstellen
Sabine Odparlik, Leiterin des Fachbereichs Wirtschaft, Wissenschaft und Digitalisierung in der halleschen Stadtverwaltung, unterstrich die Bedeutung systematischer Evaluierung und wissenschaftlicher Begleitung der Projekte. Gerade in einer sich schnell wandelnden digitalen Welt sei es essenziell, nicht nur technische Lösungen zu entwickeln, sondern auch ihren tatsächlichen Nutzen für das Gemeinwohl zu überprüfen.
„Am Ende muss man eine Auswahl treffen, was Mehrwerte im Sinne einer Smart City für die Bevölkerung schafft“, so Odparlik. Dies gelte insbesondere für Bildungsprojekte, bei denen man gezielt auf externe Expertise setze.
Ein oft unterschätzter Aspekt sei dabei das Nutzerverhalten. „Wie viele Menschen nutzen tatsächlich das, was entwickelt wurde?“, fragte Odparlik – und lieferte die Antwort gleich mit: Nur durch aktive Rückkopplung und Partizipation könne Digitalisierung nachhaltig funktionieren. Der Druck sei hoch, denn: „Die Digitalisierung in der Welt schreitet weiter voran. Da gehen wir sonst als Verwaltung unter. Also wir müssen“, betonte sie die Dringlichkeit des digitalen Wandels.








Zwischen Saale, Server und Stadtgesellschaft: Ein Ausblick
Die 22. Smart-City-Regionalkonferenz hat Halle (Saale) nicht nur als Gastgeber eines bedeutenden Fachdialogs profiliert – sie hat auch das Selbstverständnis der Stadt im digitalen Wandel gestärkt. Sichtbar wurde eine Stadt, die technologische Trends reflektiert aufnimmt, eigene Lösungen entwickelt und sich im bundesweiten Netzwerk engagiert – als Mittlerin, als Vernetzerin, als strategische Vordenkerin.
Die Konferenz endete mit einem klaren Signal: Die digitale Transformation braucht lokale Antworten – aber auch gemeinsame Standards, starke Allianzen und eine offene Fehlerkultur. Halle lebt diese Offenheit. Und sie zeigt: Smart City ist kein Ziel, sondern ein kontinuierlicher Prozess – einer, der Mut zur Gestaltung verlangt, aber auch Raum für Dialog und Diskurs lässt.
Mit der Kombination aus europäischer Orientierung, regionaler Verantwortung und kommunaler Innovationskraft steht Halle beispielhaft für ein neues Verständnis von Stadtentwicklung im digitalen Zeitalter. Die Stadt baut Brücken – zwischen Verwaltung und Gesellschaft, zwischen Strategie und Umsetzung, zwischen Vision und Wirklichkeit. Und sie lädt ein: zum Mitdenken, zum Mitmachen, zum gemeinsamen Gestalten der digitalen Stadt von morgen.
Weitere Informationen zum Projekt „Smart City Halle (Saale)“ finden Sie auf der offiziellen Website.