Beitrag vom 18. Februar 2025
Leuchtturmprojekt zur Rückgewinnung von kostbarem Phosphor: Innovative Anlage im Saalekreis geplant
- Thema: Strukturwandel
- Verfasst von Redaktion

Leuchtturmprojekt zur Rückgewinnung von kostbarem Phosphor: Innovative Anlage im Saalekreis geplant © MWU
Im Chemiepark Schkopau im Saalekreis entsteht in den kommenden zwei Jahren eine hochmoderne Anlage zur Phosphor-Rückgewinnung. Phosphor ist ein essenzieller Rohstoff, der vor allem in der Landwirtschaft als Düngemittel benötigt wird. Aufgrund der begrenzten natürlichen Vorkommen und der starken Abhängigkeit von Importen hat die Europäische Union Phosphor als kritischen Rohstoff eingestuft. Um dieser Herausforderung zu begegnen, setzen die Unternehmen Gelsenwasser und EasyMining auf eine innovative Recyclingtechnologie, die eine nachhaltige Phosphorgewinnung ermöglicht.
Umweltministerium fördert das Projekt mit 27 Millionen Euro
Das Umweltministerium Sachsen-Anhalt unterstützt das Projekt mit 27 Millionen Euro aus dem Just Transition Fund (JTF) der EU. Am 13. Februar 2025 überreichte Umweltminister Prof. Dr. Armin Willingmann den Förderbescheid und betonte die große Bedeutung der Anlage:
„Mit der Ansiedlung der hochinnovativen Anlage zur Phosphorrückgewinnung kann sich Sachsen-Anhalt einmal mehr als Land der Zukunftstechnologien profilieren. Gerade für Deutschland, das große Mengen Phosphor importieren muss, ist der Aufbau einer Kreislaufwirtschaft in diesem Bereich ein Meilenstein.“
Nachhaltige Kreislauflösung für Phosphor
Um die Anlage zu realisieren, haben Gelsenwasser und EasyMining die Phosphorgewinnung Schkopau GmbH (PGS) gegründet. Die Gesamtinvestition für das Projekt liegt im hohen zweistelligen Millionenbereich. Die Inbetriebnahme ist für Anfang 2027 geplant. Zum ersten Mal wird hier das umweltschonende „Ash2Phos“-Verfahren zum Einsatz kommen, das Phosphor aus Klärschlammasche zurückgewinnt. Laut den Unternehmen wird das zurückgewonnene Phosphor eine besonders hohe Qualität aufweisen und kann sowohl als Düngemittel als auch in der chemischen Industrie genutzt werden.
Neue Maßstäbe für die Ressourcenschonung
Neben Phosphor sollen mit dem neuen Verfahren auch weitere wertvolle Rohstoffe aus Klärschlammasche extrahiert werden. Die Technologie bietet somit nicht nur eine nachhaltige Lösung für die Düngemittelproduktion, sondern trägt auch zur Reduktion von Abfällen und zur Verbesserung des Gewässerschutzes bei. „Wir wollen in Europa eine Kreislauflösung für den lebenswichtigen Nährstoff Phosphor etablieren“, erklären Christian Kabbe, Geschäftsführer von EasyMining, und Agnes Janda, Bereichsleiterin Abwasser bei Gelsenwasser. „Das wird eine stabile Versorgung mit hochwertigem Phosphor absichern und darüber hinaus zu einer nachhaltigeren Lebensmittelproduktion beitragen.“
Kreislaufwirtschaft als Lösung für die Zukunft
Deutschland importiert derzeit jährlich mehrere tausend Tonnen Phosphor, da natürliche Vorkommen hierzulande nicht vorhanden sind. Etwa 84 Prozent der weltweiten Phosphatreserven befinden sich in nur sechs Ländern. Besonders Marokko verfügt mit zwei Dritteln über die größten Reserven, gefolgt von China, Ägypten, Algerien, Südafrika und Brasilien. Hauptproduzent von Phosphatgestein ist mit rund 90 Millionen Tonnen pro Jahr die Volksrepublik China. Aufgrund geopolitischer Unsicherheiten und steigender Nachfrage in der Landwirtschaft steigen die Preise für Phosphor kontinuierlich, was die Importabhängigkeit problematisch macht.
Die Rückgewinnung von Phosphor aus Kläranlagen bietet eine nachhaltige Alternative zu den knapper werdenden natürlichen Ressourcen. In Deutschland gibt es bereits verschiedene Ansätze zur Phosphorrückgewinnung, jedoch hat sich bisher keine Technologie im industriellen Maßstab durchgesetzt. Die Schkopauer Anlage könnte ein Vorbild für andere Regionen und Länder werden und neue Maßstäbe in der nachhaltigen Rohstoffgewinnung setzen.
Die Vorteile einer Kreislaufwirtschaft in der Phosphorproduktion sind vielfältig:
- Reduktion der Importabhängigkeit: Deutschland könnte durch Recycling einen Großteil des benötigten Phosphors selbst produzieren.
- Umweltschonung: Durch das Recycling von Klärschlammasche wird die Belastung von Böden und Gewässern reduziert.
- Wirtschaftliche Chancen: Neue Technologien und Anlagen schaffen Arbeitsplätze und stärken den Standort Deutschland als Vorreiter für nachhaltige Technologien.
Politische und wirtschaftliche Bedeutung des Projekts
Das Leuchtturmprojekt in Schkopau ist nicht nur aus ökologischer Sicht bedeutend, sondern auch ein wichtiges Signal an die Wirtschaft. Mit der Förderung durch das Umweltministerium Sachsen-Anhalt und die EU wird gezeigt, dass Deutschland aktiv in die Kreislaufwirtschaft investiert und neue Lösungen für die Rohstoffsicherung sucht. Zudem unterstreicht das Projekt die Innovationskraft von Unternehmen wie Gelsenwasser und EasyMining, die mit modernster Technologie nachhaltige Lösungen für drängende Umweltprobleme entwickeln.
Die nächsten Schritte für das Projekt umfassen die detaillierte Planung und den Bau der Anlage, der sich über die kommenden zwei Jahre erstrecken wird. Erste Tests mit dem „Ash2Phos“-Verfahren sollen bereits vor der offiziellen Inbetriebnahme durchgeführt werden, um die Effizienz der Technologie zu optimieren. Sollte sich das Verfahren als erfolgreich erweisen, könnten ähnliche Anlagen in weiteren Regionen Deutschlands und Europas entstehen.
Mit der neuen Anlage zur Phosphorrückgewinnung in Schkopau wird ein wichtiger Beitrag zur nachhaltigen Rohstoffversorgung, zum Umweltschutz und zur Sicherung der Lebensmittelproduktion geleistet. Das Projekt zeigt, wie innovative Technologien dabei helfen können, globale Herausforderungen zu meistern und gleichzeitig wirtschaftliche Chancen zu nutzen. Die kommenden Jahre werden zeigen, inwieweit die Technologie den Phosphorbedarf Deutschlands langfristig decken kann – ein entscheidender Schritt in Richtung einer nachhaltigen und ressourcenschonenden Zukunft.