Beitrag vom 22. Juli 2025

Stimmungsbild zum Strukturwandel im Mitteldeutschen Revier trotz spürbarer Herausforderungen auf hohem Niveau

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6. Mitteldeutschland-Monitor: Persönliche Zufriedenheit der Menschen im Revier nach wie vor auf hohem Niveau © Avi Richards / Unsplash

Die Menschen im Mitteldeutschen Revier blicken trotz weltweiter Krisen und wirtschaftlicher Unsicherheiten insgesamt positiv auf ihre persönliche Lebenssituation. Das ist eines der zentralen Ergebnisse des aktuellen Mitteldeutschland-Monitors 2025, einer seit 2020 jährlich durchgeführten Online-Befragung zur Stimmungslage im Strukturwandel.

72 Prozent der Befragten gaben an, mit ihrer Lebenssituation zufrieden zu sein und vergaben Schulnoten zwischen 1 und 3. Besonders bemerkenswert: 42 Prozent bewerteten ihre Situation sogar mit der Note 1 oder 2 – ein Wert, der nur im ersten Erhebungsjahr höher lag. Auch die allgemeine Lebensqualität in der Region wird von einer großen Mehrheit der Befragten positiv bewertet: 74 Prozent zeigten sich zufrieden oder sehr zufrieden mit den Lebensbedingungen vor Ort. Im Vergleich zum Vorjahr (72 Prozent) ist dies ein leichter, aber signifikanter Anstieg.

Strukturwandel als langfristiger Prozess

Während die persönliche Lage vielfach positiv eingeschätzt wird, bleibt der Blick auf die regionalen Entwicklungen zurückhaltender. Nur 23 Prozent der Teilnehmenden sehen eine Verbesserung der regionalen Situation in den vergangenen fünf Jahren – im Vorjahr lag dieser Wert noch bei 31 Prozent. Auch der Zukunftsblick ist verhaltener: 44 Prozent blicken optimistisch auf die kommenden Jahre im Revier, sieben Prozentpunkte weniger als 2024.

Dennoch bleibt die aktuelle Einschätzung der Situation stabil: 62 Prozent vergeben der Gegenwart im Mitteldeutschen Revier Schulnoten zwischen 1 und 3. Die Daten machen deutlich: Die Bürgerinnen und Bürger unterscheiden klar zwischen ihrer persönlichen Lebenszufriedenheit und der Einschätzung der gesamtregionalen Entwicklung.

Halle (Saale) als Perspektivraum im Wandel

Auch in Halle (Saale) spiegeln sich die übergreifenden Trends des Monitors wider: Hohe persönliche Zufriedenheit, ein stabiles Lebensumfeld – aber auch ein differenzierter Blick auf die Zukunftsperspektiven der Region. Die Saalestadt, die sich inmitten eines ambitionierten Transformationsprozesses befindet, kann dabei als exemplarisches Beispiel für eine Stadt im Wandel gesehen werden, in der städtische Lebensqualität, wirtschaftliche Entwicklung und neue Zukunftsbranchen zunehmend zusammenspielen.

Der Strukturwandel zeigt sich in Halle (Saale) an konkreten Projekten: vom Zukunftszentrum für Deutsche Einheit und Europäische Transformation über das neue Zukunftsquartier RAW bis hin zur Entwicklung innovativer Gewerbe- und Forschungsflächen. Diese Initiativen machen deutlich, dass sich die Stadt aktiv aufstellt, um im Wettbewerb um Talente, Technologien und Investitionen eine führende Rolle einzunehmen – und dabei die Menschen vor Ort konsequent mitzunehmen.

Gesellschaftliche Belastungsfaktoren rücken stärker ins Bewusstsein

Die diesjährige Erhebung fand im Frühjahr 2025 statt – einer Phase spürbarer politischer und wirtschaftlicher Unsicherheiten. Entsprechend zeigen sich gesellschaftliche Einflussfaktoren in der Bewertung deutlich: 83 Prozent der Befragten sehen die anhaltende Inflation als besonders belastend. Auch der russische Angriffskrieg auf die Ukraine bleibt mit 70 Prozent ein zentraler Unsicherheitsfaktor.

Hinzu kommen neue Themen, die das Sicherheits- und Stabilitätsempfinden beeinflussen: Migration (59 Prozent), wirtschaftliche Entwicklungen (53 Prozent), der Regierungswechsel auf Bundesebene (49 Prozent) und die geopolitische Gesamtlage (44 Prozent) werden als stark oder sehr stark belastend empfunden. Diese Einschätzungen zeigen, wie stark externe Ereignisse das Vertrauen in regionale Entwicklungsprozesse prägen können – ein Faktor, der bei der Kommunikations- und Beteiligungsstrategie des Strukturwandels Berücksichtigung finden sollte.

Strukturwandel und Energiewende: Zustimmung bleibt hoch

Trotz Unsicherheiten bleibt die Zustimmung zu den Zielen der Energiewende im Mitteldeutschen Revier stabil. 47 Prozent der Befragten befürworten die übergeordneten Ziele, 36 Prozent zeigen sich kritisch. Besonders deutlich wird die Unterstützung beim Blick auf konkrete Technologien:

  • 83 Prozent sprechen sich für den Ausbau der Solarenergie aus,
  • 77 Prozent für Erdwärme,
  • 71 Prozent für Bioenergie,
  • 65 Prozent für grünen Wasserstoff,
  • 64 Prozent für Windenergie.

Diese Werte unterstreichen, dass eine breite gesellschaftliche Basis für die Transformation der Energieversorgung vorhanden ist – ein entscheidender Erfolgsfaktor für das Revier.

Der Mitteldeutschland-Monitor: Ein strategisches Beteiligungsinstrument

Der Mitteldeutschland-Monitor wurde 2020 von der Europäischen Metropolregion Mitteldeutschland gemeinsam mit der MAS Gesellschaft für Marktanalyse und Strategie ins Leben gerufen. Ziel ist es, die Einstellung der Menschen im Mitteldeutschen Revier zum Strukturwandel, zur Energiewende und zu ihrer Lebensqualität kontinuierlich zu erfassen.

Als Partner fungieren die Sächsische Agentur für Strukturentwicklung (SAS) sowie die Stabsstelle „Strukturwandel im Mitteldeutschen Revier“ des Landes Sachsen-Anhalt. Sie nutzen die Ergebnisse für die Planung, Steuerung und Erfolgskontrolle ihrer Maßnahmen im Rahmen des Strukturwandels.

Für die aktuelle, sechste Auflage der Studie wurden vom 27. März bis 11. April 2025 insgesamt 2.003 Menschen aus den Städten Leipzig und Halle (Saale) sowie den Landkreisen Altenburger Land, Anhalt-Bitterfeld, Burgenlandkreis, Leipzig, Mansfeld-Südharz, Nordsachsen und Saalekreis befragt.

Repräsentative Methodik – belastbare Ergebnisse

Die Befragung wird über ein mehrstufiges Verfahren in einem professionellen Online-Panel erhoben. Dabei achten die Initiatoren auf eine Zusammensetzung der Stichprobe, die der Grundgesamtheit in Alter, Geschlecht, Bildung und regionaler Verteilung entspricht. Eine anschließende Gewichtung nach soziodemografischen und wertorientierten Kriterien dient dazu, Verzerrungen auszugleichen und Manipulationen vorzubeugen.

Durch diese methodische Sorgfalt stellt der Mitteldeutschland-Monitor eine belastbare Grundlage für strategische Entscheidungen im Rahmen des Strukturwandels dar. Die regelmäßig erhobenen Daten ermöglichen eine differenzierte Sicht auf Einstellungen, Stimmungen und Erwartungen in einer Region, die sich im Spannungsfeld von Tradition, Transformation und Zukunft bewegt.

Ausblick: Kommunikation und Partizipation als Schlüssel

Der Monitor zeigt: Die Menschen im Mitteldeutschen Revier wünschen sich Stabilität und Verlässlichkeit. Gleichzeitig sind sie bereit, den Strukturwandel mitzutragen – wenn sie eingebunden, ernst genommen und transparent informiert werden. Gerade in wirtschaftlich und politisch herausfordernden Zeiten wird deutlich, wie entscheidend gelingende Kommunikation, sichtbare Fortschritte und partizipative Prozesse für die Akzeptanz langfristiger Veränderung sind.

Für Halle (Saale), den Saalekreis und die gesamte Region Mitteldeutschland bedeutet dies: Transformation muss nicht nur gestaltet, sondern erklärt und gemeinsam getragen werden. Der Mitteldeutschland-Monitor liefert dafür wertvolle Hinweise – Jahr für Jahr.

Weiterführende Informationen und alle Ergebnisse der Befragung: https://mitteldeutschland-monitor.de/