Beitrag vom 14. Januar 2025
Digitalisierung: IWH gründet europäisches Zentrum für Firmen- und Produktivitäts-Dynamik
- Thema: Digitalisierung
- Verfasst von Redaktion

Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) gründet europäisches Zentrum für Firmen- und Produktivitätsdynamik © Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH)
Das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) hat seine Forschungslandschaft mit einer zukunftsweisenden Erweiterung bereichert: Zum Jahresbeginn nahm das neue „Zentrum für Firmen- und Produktivitätsdynamik“ (Centre for Business and Productivity Dynamics, CBPD) seine Arbeit auf. Mit dem Ziel, den tiefgreifenden Strukturwandel in Europas Volkswirtschaften besser zu verstehen, setzt das Zentrum auf die Arbeit mit Mikrodaten auf Firmenebene.
Ein starkes Signal für die Zukunft der Produktivitätsforschung
In einer Zeit, die von Preisschocks, technischer und grüner Transformation sowie Globalisierung und Regulierung geprägt ist, schafft das CBPD eine wichtige Grundlage, um innovative wirtschaftliche Erkenntnisse zu gewinnen. Die Nutzung von Mikrodaten erlaubt einen detaillierten Blick auf die Dynamiken zwischen Unternehmen. Diese Perspektive geht über die herkömmliche Betrachtung von Sektordaten hinaus und fokussiert darauf, wie die Neuverteilung von Produktionsfaktoren wie Arbeit und Kapital zwischen Unternehmen die Produktivität beeinflusst.
Reint Gropp, Präsident des IWH, betont die strategische Bedeutung der Erweiterung:
„Diese Erweiterung ist der Schlussstein, um unsere Strategie der Spitzenforschung vollständig umzusetzen. Wir wollen Europas führendes Institut für die Erforschung der Produktivität in all ihren Facetten werden.“
Nachhaltige Investitionen in Forschung und Wissenschaft
Nach Abschluss der Aufbauphase im Jahr 2027 wird das Zentrum mit elf Vollzeitstellen ausgestattet sein. Die jährliche Grundfinanzierung des Instituts steigt dann um 953.000 Euro – ein bemerkenswerter Anstieg von 11 %. Dieser Schritt markiert die zweite große Erweiterung des IWH unter Reint Gropp, nachdem 2020 eine Forschungsabteilung ins Leben gerufen wurde, die die Wechselwirkungen zwischen staatlicher Regulierung und makroökonomischen Entwicklungen untersucht.
International vernetzte Spitzenforschung
Das CBPD profitiert von einer starken internationalen Verankerung. Javier Miranda, Leiter des neuen Zentrums, bringt umfassende Expertise mit: Zuvor war er als Principal Economist beim US Census Bureau tätig. Miranda hebt die Bedeutung der Zusammenarbeit hervor:
„Unsere Forschung wird alle Abteilungen des Instituts einbeziehen, um Perspektiven aus der Arbeitsmarkt-, Finanz- und Makroökonomie zu kombinieren. Andere deutsche und europäische Wissenschaftler und Institutionen wie die Nationalen Produktivitätsausschüsse sind bereits wichtige Partner. Gemeinsam wollen wir den Zugang zu Mikrodaten für die Spitzenforschung erschließen, um der Politik besser informierte Entscheidungen zu ermöglichen.“
Javier Miranda, Leiter des neuen Zentrums für Firmen- und Produktivitätsdynamik
Bereits in der Vergangenheit hat das IWH mit dem EU-finanzierten Projekt MICROPROD Pionierarbeit geleistet. Das Projekt, an dem neun europäische Partner beteiligt waren, legte den Grundstein für das neue Kompetenzzentrum und verdeutlicht die Rolle des IWH als Vorreiter in der Produktivitätsforschung.
Exzellente Rahmenbedingungen für Forschung und Entwicklung
Die Gründung des Zentrums wurde durch einen mehrjährigen Entwicklungsprozess vorbereitet. Der Senatsausschuss Strategische Vorhaben der Leibniz-Gemeinschaft bewertete das Projekt als exzellent, und im November 2024 gab die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz von Bund und Ländern ihre finale Zusage.
Das Zentrum, das ursprünglich unter dem Arbeitstitel „Zentrum für Faktormarkttransformation, Energieschocks und Produktivitätswachstum“ geplant wurde, erhielt seinen heutigen Namen, der die Kernmission treffend widerspiegelt.
Produktivität als Schlüssel für Innovation und Wohlstand
Das zentrale Anliegen des CBPD ist es, das Verständnis von Produktivität als Schlüsselfaktor für Innovation und Wirtschaftswachstum zu vertiefen. Dies ist insbesondere vor dem Hintergrund stagnierenden Produktivitätswachstums in Europa von entscheidender Bedeutung. Die Forschung des Zentrums soll dazu beitragen, innovative Lösungsansätze für diese Herausforderungen zu entwickeln und den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken.
Das IWH Halle – Fakten und Mission
Das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) steht für unabhängige und faktenbasierte Forschung zu gesellschaftlich relevanten ökonomischen Fragen. Im Zentrum stehen dabei Wachstum und Produktivität, die als Grundlage für Wohlstand und ein erfülltes Leben betrachtet werden. Mit flachen Hierarchien, intellektueller Neugier und dem Mut zu unbequemen Erkenntnissen bietet das IWH ein inspirierendes Umfeld für junge Talente und etablierte Wissenschaftler gleichermaßen.
Perspektiven und Bedeutung für Halle (Saale)
Die Gründung des CBPD stärkt nicht nur die Rolle des IWH als führendes Institut in der europäischen Wirtschaftsforschung, sondern auch die Position der Stadt Halle (Saale) als Wissenschafts- und Forschungsstandort. Mit der Ansiedlung von Spitzenforschung in der Region wird Halle einmal mehr als innovativer und zukunftsorientierter Wirtschaftsstandort wahrgenommen.
Die Vision, Europas führendes Kompetenzzentrum für Produktivitätsforschung zu werden, ist ein ambitioniertes Ziel – und gleichzeitig ein starkes Statement für den Standort Halle (Saale).